Unser Cajon-Orchester in der Projektwoche

Kann sich jemand vorstellen, drei Tage jeweils 6 Stunden lang auf einer Holzkiste zu sitzen und Musik zu machen? Handelt es sich dabei womöglich um eine dieser absurden Rekordveranstaltungen für das Guinness-Buch?
Wenn dann noch 60 Jugendliche gemeinsam auf 60 Kisten sitzen und 3 Tage lang darauf herumspielen, sprengt das wahrscheinlich jegliches Vorstellungsvermögen.
Was denkt man denn zuerst?
Chaos. Entsetzlicher Krach. Alles klingt gleich, nur laut. Was soll so eine Kiste sonst schon hergeben außer undifferenziertem Geballere? Trommeln sind sowieso nur laut und mächtig.
Schaute man dann aber auf die Gesichter der Besucher, die während der intensiven und meist sehr leisen Proben ins Zentrum kamen, entdeckte man auch schnell diese entsprechend heftige Verblüffung, wenn die gern gepflegten Vorurteile durcheinander gerieten:
Statt Chaos eine stets hör- und sichtbare Disziplin (denn ohne diese kann man in einer Großgruppe gar nicht musizieren):

Statt entsetzlichen Krachs leise und sanfte Klänge, die sich aus anfänglichem lautlosem "Schlafen" in minutenlangem Crescendo (Steigerung) entwickelten:

Statt immer gleichen Herumhackens auf Holzkisten äußerst differenzierte Sounds, die an südamerikanische Instrumente erinnerten wie Congas, Bongos, Guiros und Cabasas, begleitet von den satten, feinen Bässen der Surdo. So wurden dann auch die Melodien unseres Flügels zu keiner Zeit von den Rhythmen der 60 Kisten übertönt.

Natürlich kann man mit 60 Cajones einen unglaublichen Krach machen. Man muss aber nicht, und das haben wir mit den Arrangements der Projektwoche mehr als beweisen können.

Und noch etwas dürfte jedem klar geworden sein, der einen unserer Auftritte am Tag der offenen Tür gesehen hat:
Cajones sind ernst zu nehmende Instrumente.
Man benötigt ebenso Konzentration und Geduld beim Spiel wir fürs Üben eines jeden anderen Instruments, und man muss sich geistig und körperlich fit halten, um zu lernen und sich stetig zu verbessern.
Trommeln sind laut und mächtig? Vorurteile haben ein langes Leben.
Unsere Cajones auch, sie sind äußerst solide gebaut, können wunderbar vererbt werden, klingen mit den Jahren sogar immer besser. Mal sehen, was mehr Bestand hat.